„Kassierer“ – welch ein bedauerlicher Schreibfehler! Bestimmt hat da wieder einmal die Auto-Korrektur im Text herumgepfuscht. Denn selbstverständlich wird kein Kassierer gesucht, sondern ein „Kassier“, die männliche Form einer Kassierin. Ist doch klar!
Ach so, ja, und wer ein solch seltenes Exemplar eines „Kassiers“ auftreiben kann, der soll sich sofort bei Marktleiter melden. Für vollständige Abschaffung von Artikel. Und von Dativ.
Da wird also der der Duden vom Verein Deutsche Sprache, bei dem ich ja auch Mitglied bin, die zweifelhafte Auszeichnung Sprachpanscher 2013 verliehen.
Ich kann mich dieser Meinung nicht anschließen.
Insbesondere den Vorwurf, der Duden sei eine „große Hure“, wie der VDS-Vereinspräsident Walter Krämer bereits im Vorfeld der Entscheidung verkündet haben soll, finde ich unangebracht und unangemessen. Und unhöflich obendrein.
Der im Rhein-Main-Gebiet beheimatete und zur FFH-Gruppe in Bad Vilbel gehörende Radiosender Planet Radio wirbt aktuell mit dem Slogan das beste von neu – den Dativ ignorierend, (sicherheitshalber) alles klein und so herum auf den Unterarm geschrieben, dass es die vermeintliche Tatoo-Trägerin selber gar nicht lesen kann. Muss das sein?
OK, wir wissen was ihr meint, handelt es sich doch um einen lauwarmen Aufguss des vor Jahren von Hit Radio FFH genutzten (und längst wieder abgesetzten) Slogans …und das Beste von heute.
Wir werden Flughafen! – So titelt STARTfrei, die Zeitung der Fraport AG für die Nachbarn des Frankfurter Flughafens, in Ausgabe Nr. 4 – Dezember 2012 auf Seite 3 (nicht mehr online verfügbar).
Nein, Danke, ich möchte nicht Flughafen werden, bloß nicht. Ich bleibe lieber Mensch.
Na prima, in ihrer gestrigen Ausgabe hat sich auch die BILD-Zeitung dem Reigen derjenigen angeschlossen, die der Meinung sind, das absichtliche Weglassen von Satzteilen sei irgendwie „cool“ oder modern. Ist es aber nicht. Nein, ein dermaßen verhunztes Deutsch nervt einfach nur!
Kann Peer Kanzler? titelt das selbsternannte Meinungs-BILDungs-Institut am 29. September 2012. Abgesehen davon, dass die Anrede mit dem Vornamen eine nicht zu übersehende Respektlosigkeit darstellt, ist das Weglassen des Prädikatbestandteils (ich vermute, es handelt sich mal wieder um) „werden“ weder originell noch gutes Deutsch.
Ich kann Kanzler! … Aber ich, ich kann nicht mehr!
Nach Wer traut sich jetzt noch Präsident liefert uns das ZDF heute Abend einen weiteren Beweis für seine Unfähigkeit, mit der deutschen Sprache wenn schon nicht sorgfältig, so doch wenigestens fehlerfrei umzugehen.
Wer traut sich jetzt noch Präsident? fragt Maybrit Illner in einer Sondersendung am 19. Februar 2012 im ZDF.
Ich nicht. Ich traue mich nicht einmal, genau hinzusehen – was mir bei einer Fernseh-Sendung grundsätzlich von Nachteil zu sein scheint. Dieser Nachteil wird in der ZDF-Redaktion jedoch offenbar bewusst in Kauf genommen. Schade.
Soo! muss Technik? Nein, so nicht.
Und „Soo!“ schon gleich gar nicht.
Irgendwann muss es doch mal gut sein mit dieser elenden Sprachverhunzerei im Namen des Kommerz.
Deutschlands meiste Kreditkarte, mit der ein – wir ahnen es bereits – Kreditkartenunternehmen vor Jahren eine Zeitlang für seine Dienste warb, war grammatikalisch bedenklich, zeugte aber wenigstens von einer gewissen Kreativität in Form sprachlicher Provokation.
Geiz ist geil,Saturns letzte große Kampagne, lieferte immerhin den Beweis, dass in der Werbung ab und an auch einmal vollständige Sätze, bestehend aus Subjekt und Prädikat (im vorliegenden Fall wird ein Adjektiv prädikativ verwendet), zum Einsatz kommen dürfen..
Ob es dagegen angebracht ist, eine der sieben Todsünden mit sexueller Begierlichkeit zu paaren (oder ist hier etwa die „Vergeilung“ von Pflanzen gemeint?), um den Kaufanreiz zu erhöhen, sei hier nicht diskutiert.
Bereits der im vergangenen Jahr von Saturn zum Einsatz gebrachte Slogan beschränkte sich nur noch darauf, jenen semantisch ohnehin fragwürdigen Claim Geiz ist geil! auf Geil ist geil! zu reduzieren, ihn damit von jedem merkantilen Sinn zu befreien und ihn endgültig dem Bodensatz dessen anzuvertrauen, was dringendst der Vergessenheit angehört.